Lage am Düngemittelmarkt weiterhin angespannt
Düsseldorf, Juli 2022. Am Markt für Düngemittel haben einzelne Rohstoffe in den letzten Wochen kleinere Preisrückgänge verzeichnet. Daher wird teilweise bereits von einer Entspannung am Markt gesprochen. Laut einer Umfrage des Industrieverband Garten (IVG) e.V. unter seinen Mitgliedern der Fachabteilung Pflanzenernährung, -gesundheit und -pflege (PEGP) kann davon allerdings keinesfalls die Rede sein. Die Situation bleibe weiterhin angespannt und der IVG rechnet nicht mit mittelfristigen Preisrückgängen. Verantwortlich hierfür ist vor allem der hohe Preis für Gas, das für die Stickstoffproduktion notwendig ist. Hier hat es im Frühjahr 2022 bereits vorübergehende Produktionseinstellungen gegeben, was aufgrund der angespannten Lage bei Gas auch für die nähere Zukunft nicht auszuschließen ist.
Laut der Umfrage ist auch weiterhin mit Rohstoffengpässen und Lieferproblemen zu rechnen, nachdem sich Nationen mit großem Anteil am Weltmarkt wie Russland, China, die Ukraine und Belarus während der Corona-Pandemie ihre Rohstoffexporte eingeschränkt hatten oder jetzt aus Sanktionsgründen nicht mehr liefern. Zudem gibt es seit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine eine nicht dagewesene Verknappung der Rohstoffverfügbarkeit. Besonders schwer trifft es hierbei mineralische Dünger wie Stickstoff, Kali und Phosphat sowie organische Dünger wie Hornspäne und weitere Nebenprodukte aus der Landwirtschaft. So haben sich die Kosten für Harnstoff für die Mitgliedsfirmen des IVG seit April 2021 bis zu 50 Prozent erhöht. Ähnliche Entwicklungen zeigen auch die wichtigsten Rohstoffe für Kalium- und Phosphor-Nährstoffe mit einem Plus von circa 65 beziehungsweise 100 Prozent. Bei Fertigprodukten wie Flüssigdünger im Hobbybereich sind die Rohstoffe seit Januar 2022 rund 20 Prozent im Preis gestiegen, sodass die Teuerung seit nur drei Quartalen rund 55 Prozent beträgt. Gleichzeitig steigt weiterhin die globale Nachfrage nach den benötigten Rohstoffen. Auch wichtige Komponenten von gartenbaulich genutzten Düngern wie zum Beispiel Chelate und spezielle Nebenprodukte aus der Ölindustrie sind nicht mehr in dem Maße verfügbar wie vor der Krise. Wenn einzelne Komponenten von Mischdüngern nicht lieferfähig sind, können spezielle, hochwertige Komplexdünger nicht produziert werden. Das hat zur Folge, dass alternative Komplexdünger an Gartenbaubetriebe verkauft werden müssen. „Durch die Verwendung einer minimal abweichenden Düngerzusammensetzung kann es dazu führen, dass die Produktion in gärtnerischen Betrieben dementsprechend umgestellt werden muss“, sagt Robert Scheuß, Referent Gartenbau beim IVG. „Dies führt zu einem hohen Beratungsaufwand seitens der Düngerhersteller.“
Weitere Faktoren erschweren die Lage der Unternehmen
Neben den Rohstoffen werden auch Paletten und Verpackungen knapp, sodass auch in diesem Bereich die Kosten stark angestiegen sind. Seit Corona bestehende Lieferverzögerungen werden durch die aktuelle geopolitische Lage weiter verstärkt, da viele Speditionen russische oder ukrainische Fahrer eingesetzt hatten, die nun fehlen. Zudem werden die Unternehmen weiterhin durch coronabedingten Personalausfall belastet. Darüber hinaus geben stündlich schwankende Preise den Unternehmen keine Planungssicherheit und viele Betriebe haben keine geeigneten Lagermöglichkeiten für die Rohstoffe, sodass überwiegend „Just-in-Time“ zugekauft und produziert wird.
Mit weiteren Preiserhöhungen ist zu rechnen
Die letzten Kostensteigerungen wurden in der laufenden Gartensaison besonders im Consumer-Bereich nur teilweise an die Kunden weitergegeben. „Neben den bisherigen Preissteigerungen ist es sehr wahrscheinlich, dass weitere Preiserhöhungen folgen werden“, so Scheuß. Durch den anhaltenden Überfall Russlands auf die Ukraine und den weiterhin negativen Entwicklungen im Energiesektor rechnen die Unternehmen laut Umfrage mit weiteren Kosten- und Preissteigerungen und noch schwerwiegenderen Engpässen in der Verfügbarkeit von Rohstoffen und somit von Düngemitteln.
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