IVG und GGS: Substratindustrie steuert auf Rindenknappheit zu
Der Industrieverband Garten (IVG) e.V. und die Gütegemeinschaft Substrate für Pflanzen (GGS) warnen vor einem Engpass bei Baumrinden zur Herstellung von Rindenmulch und Rindenhumus in der Substratbranche. Die ohnehin seit Jahren angespannte Situation durch das erhöhte Aufkommen des Borkenkäfers weitet sich nun zusehends zu einer Krise aus. Gründe dafür sind die vermehrte Verbrennung von Rinden für die Energieproduktion, häufig auftretende Waldbrände sowie der verminderte Holzeinschnitt aufgrund des Einbruchs der Baukonjunktur. Vor diesem Hintergrund mahnen der IVG und die GGS faire Wettbewerbsbedingungen und Preisverhandlungen an.
Im Handel herrscht nach wie vor eine große Nachfrage nach Blumenerden und Rindenmulch, da Gartenarbeit und die Gestaltung des Balkons weiterhin hoch im Trend liegen. Zur Herstellung von torfreduzierten Blumenerden (Kultursubstraten) wird unter anderem auch Rindenhumus eingesetzt. „Viele Hersteller können den anhaltend hohen Bedarf an Rinde in den Produkten allerdings derzeit nicht mehr decken, da diese insgesamt knapp wird“, sagt Philip Testroet, Referatsleiter Gartenbau und Umwelt beim IVG. „Und daran wird sich laut unserer Einschätzung auch mittelfristig nichts ändern.“
Da sich für die Herstellung von Rindenmulch und -humus vor allem Nadelgehölze eignen, ist der Grund für die derzeitige Rindenknappheit auf mehrere Faktoren zurückzuführen. So hat die Fichte, die sich in höheren, kühlen und feuchten Lagen wohlfühlt, besonders stark unter der Trockenheit der letzten Jahre gelitten. Dies führt zu einer extremen Anfälligkeit für den Borkenkäfer, der sich durch günstige Rahmenbedingungen wie höhere Temperaturen, milde Winter und ein gutes Angebot an bruttauglichem Holz stark vermehrt. Die Rinde befallener Bäume fällt größtenteils ab und bleibt im Wald oder kann nicht für gartenbauliche Zwecke verwertet werden. Aber auch die Kiefernwälder sind durch anhaltende Trockenheit und Schädlingsbefall bedroht.
Bedingt durch den Einbruch der Baukonjunktur und der damit verringerten Produktionstätigkeit der Deutschen Säge- und Holzindustrie fällt in den heimischen Sägewerken zudem eine geringe Menge an Rinde an. Laut einer Umfrage des Deutschen Säge- und Holzindustrie Bundesverbands e.V. (DeSH) sind derzeit bereits 95 Prozent der Einschnittkapazität von Produktionskürzungen betroffen und rund 60 Prozent der Befragten erwarten keine Belebung der Nachfrage, sondern abnehmende Auftragseingänge im Inland und damit auch weitere Produktionsrücknahmen. Verschärft wird die kritische Situation zudem durch vermehrt auftretende Waldbrände sowie die gesteigerte Verbrennung von Rinden zur Energieproduktion. Aufgrund dieser Gemengelage steigen aktuell die Marktpreise für Rohrinde und es ergeben sich Lieferschwierigkeiten. „Die zunehmende Rindenknappheit wirkt sich auf die Qualität des Rindenmulchs aus“, erläutert Ulrike Wegener, Geschäftsführerin der GGS. „Die Werke sind gezwungen, wenn sie überhaupt Ware bekommen, Rohrinde mit einem höheren Holzanteil einzusetzen, um ihren Rohstoffbedarf zu decken.“