IVG fordert gesamtgesellschaftlichen Kompromiss bei Moorbodenschutz und Moornutzung

Der Niedersächsische Landtag berät dieser Tage über vier verschiedene Entschließungsanträge im Bereich Moorbodenschutz und Moornutzung. Im Rahmen einer Anhörung im Ausschuss für Umwelt, Energie und Klimaschutz durfte der Industrieverband Garten (IVG) e.V. zu der geführten Debatte Stellung nehmen. Vor diesem Hintergrund begrüßt der IVG die Auseinandersetzung mit dem Thema, mahnt aber den bisherigen, sehr einseitigen Umgang der Politik mit der Thematik an und fordert einen gesamtgesellschaftlichen Kompromiss.

Laut der Entschließungsanträge bestehe ein Wissensdefizit hinsichtlich der möglichen Verlagerung von Treibhausgasemissionen in andere Länder als Folge von Maßnahmen des Moorbodenschutzes in Niedersachsen (sogenannte Carbon-Leakage-Effekte). Zudem wird in den Anträgen gefordert, die Torfwirtschaft mit ihrem Know-how und ihrer Geräteausstattung als Teil der Lösung bei der Renaturierung von Mooren sowie der Wiedervernässung von Flächen zu verstehen und sie in die Lösungssuche und -umsetzung einzubeziehen. Diesen Appell unterstützt der IVG ausdrücklich und empfiehlt die aktive Einbeziehung der Abbauunternehmen bei den Wiedervernässungsmaßnahmen. Die Einsicht könnte aber auch zu spät kommen, denn das von der rot-grünen Landesregierung bereits eingeführte Verbot für neue Torfabbaugenehmigungen ist unverhältnismäßig, nicht zielführend und erweist dem Klimaschutz einen Bärendienst. Es führt dazu, dass die für die Sanierung dringend benötigten Unternehmen, welche ihr Hauptgeschäft bisher mit dem verantwortungsvollen Abbau von Torf bestreiten, für sich kaum mehr eine Zukunft in Deutschland sehen.

„Den in allen Anträgen deutlich aufgeführten Wunsch nach einer einvernehmlichen, gesamtgesellschaftlichen Lösung unter Partizipation aller Stakeholder begrüßen wir sehr“, sagt Philip Testroet, Referatsleiter Gartenbau und Umwelt beim IVG. „Wir regen Debatten und Kompromissfindungen im Sinne der ökonomischen, ökologischen und sozialen Nachhaltigkeit an.“ Dazu zählt der Verband unter anderem die offene Diskussion über neue transparente Torfabbaugenehmigungen, um eine Unabhängigkeit bei der Rohstoffversorgung zu gewährleisten und Planungssicherheit für eine Übergangszeit zu schaffen. Zudem muss eine regionale Wertschöpfung gesichert werden, bis sich ausreichend andere Geschäftsfelder für die betroffenen Unternehmen ergeben und ausreichend Torfersatzstoffe zur Verfügung stehen. „Die Zielkonflikte und Problemstellungen der Thematik Moorbodennutzung und Wiedervernässung sind sicherlich nur im Einklang mit allen Beteiligten und unter Mitnahme der Bevölkerung zu bewerkstelligen“, so Testroet. „Leider wurde sich bisher ausschließlich mit den Auswirkungen auf die Landwirtschaft befasst und die Torfindustrie nicht einbezogen, als es um das Torfabbauverbot ging“. Die Industrie steht für Gespräche jederzeit zur Verfügung, merkt jedoch an, dass es noch nicht um einen Ausstiegsplan aus der Torfnutzung gehen kann, sondern aufgrund aktueller Gegebenheiten und fehlender Alternativen nur um einen Reduktions- und Ersatzplan.

Wer beispielsweise die Lage in China beobachtet, stellt fest, dass dort die Nachfrage nach Torf rasant wächst. Das Land beabsichtigt, die eigene Substratproduktion hochzufahren und in den Erwerbsgartenbau zu skalieren. In einer globalisierten Welt sei es nicht ausgeschlossen, dass die Produktion von Gemüse in China deutlich wirtschaftlicher durchzuführen ist und eine Importschwemme auf die europäischen Märkte in den nächsten Jahrzehnten droht. Europäische Gemüseproduzenten könnten dem wenig entgegensetzen und der Klimaschutz hätte das Nachsehen.

Die vollständige Stellungnahme finden Sie unter folgendem diesem Link.