IVG: Produktionsmengen und Absatzahlen der Substratbranche 2024 konstant – Torfanteil sinkt weiter

Auf Einladung der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR) und im Auftrag des Bundeslandwirtschaftsministeriums findet heute und morgen in Berlin die Statustagung „Torfminderung im Gartenbau“ statt. Während sich Politik, Wissenschaft, Gartenbau und Substratbranche über den Fortgang der Torfreduktion austauschen, haben der Industrieverband Garten (IVG) e.V. und die Gütegemeinschaft Substrate für Pflanzen (GGS) e.V. das Ergebnis der Erhebung von Absatz- und Produktionszahlen der Mitglieder aus der Substratindustrie vorgestellt. Der Absatz von Substraten aus deutscher Produktion blieb im Vergleich zum Vorjahr erstaunlich konstant, was eine stabile Situation, trotz anhaltender Wirtschaftskrise, signalisiert.

Insgesamt wurden 2024 gut drei Millionen Kubikmeter (m3) Profisubstrate für den Erwerbsgartenbau verkauft, davon 1,8 Millionen m3 im heimischen Markt sowie 1,2 Millionen m3 als Exportware. Der Anteil, den Torf als Substratausgangsstoff im Profisegment für den deutschen Markt noch einnimmt, ist auf gute 65 Prozent gesunken. Der Anteil torffreier Erden am professionellen Gesamtmarkt stieg auf sechs Prozent. Außerdem wurden fünf Millionen m3 Blumenerden für den Consumer-Bereich verkauft. Im deutschen Markt liegt dabei der Torfanteil nur noch bei 33 Prozent und der Anteil torffreier Erden am Gesamtmarkt bei 23 Prozent.

Nachhaltigkeit im Fokus
Ein Blick in die Statistik zeigt auch, dass von allen eigesetzten Substratausgangsstoffen Torf nur noch die Hälfte des Volumens ausmacht. Absolut wurden 4,7 Millionen m3 Torf verwendet, hinzu kamen 4,2 Millionen m3 andere organische und 0,3 Millionen m3 mineralische Ausgangsstoffe. Dieses Resultat verdeutlicht, dass die Dekarbonisierung der Branche, zumindest auf der Rohstoffseite, bereits zu 50 Prozent erfolgt ist. Zum Vergleich: Zwischenziel Deutschlands ist eine CO₂-Emissionsreduzierung bis 2030 von 65 Prozent. „Damit hat die Substratbranche schon weitaus mehr erreicht, als viele andere Sparten und Branchen von Landwirtschaft bis Verkehr. Dies geschah durch partnerschaftliche Zusammenarbeit mit dem Erwerbsgartenbau, trotz komplizierter Rohstoffverfügbarkeiten und mit harten Vorgaben aus dem Handel“, bewertet Philip Testroet, stellvertretender Geschäftsführer beim IVG, das Ergebnis. Die Branche hat mit viel Anstrengung den Torfanteil in den Substraten weiter reduziert, der Wettbewerb um die begrenzten Rohstoffe verschärft sich aber weiter und darunter leiden die Qualitäten. Es muss vermieden werden, dass durch zu hohe Erwartungen unreife oder minderwertige Ausgangsstoffe eingesetzt werden.

Bis 2045 soll Deutschland laut Klimaschutzgesetz treibhausgasneutral sein. „Nun ist es an der Zeit, der Branche ebenfalls bis 2045 Zeit für die rechnerische Klimaneutralität zu gewähren und zu einer ideologiefreien Politik zurückzukehren. Ein gutes Beispiel, wie es laufen kann, sind die Niederlande.“

Vor kurzem machte die Bundespolitik mit der sogenannten „Aktionswoche Torffrei gärtnern“ auf die Hintergründe aufmerksam und empfahl den Kauf rein torffreier Erden. Ein sehr wichtiger Part war dabei aber auch der Hinweis an die Käuferinnen und Käufer auf die sich ändernden Anforderungen und Handhabungen der Erde in Bezug auf Bewässerung und Düngung. „Die Torfreduktion ist mittlerweile so weit fortgeschritten, dass man sich fragen muss, ob weiterhin öffentliche Gelder für eine Marktlenkung hin zu rein torffreien Erden aufgewendet werden sollten“, so Testroet. „Angebot und Nachfrage, Qualität und die Verfügbarkeit von Rohstoffen inklusive verantwortungsvoll, gewonnenem Torf sowie die Lebensrealitäten der Kundinnen und Kunden sollten fortan vielmehr den Markt ausgestalten. Zudem muss die Anwendungsinformation und Beratung am PoS im Fokus stehen“.

Die passende Aufklärungsarbeit und gezielte Beratung je nach Anwendungsart ist essenziell. Unterstützung erhalten Verbraucherinnen und Verbraucher auf der Homepage Erden & Substrate.info oder in einem Informationsflyer der GGS.