Stellungnahme zum Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz

Düsseldorf, November 2022. Die Beteiligungsfrist zum Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz (ANK) des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz endete vergangenen Freitag. Der Industrieverband Garten (IVG) e.V. hat sich an diesem Beteiligungsprozess eingebracht und auf das erste Kapitel des Aktionsprogramms Bezug genommen. Darin geht es um den Schutz intakter Moore und Wiedervernässungen, unter anderem in Bezug auf die Torfnutzung und -verwendung sowie Wertschöpfungsketten für Paludikulturen. Die Substratindustrie ist natürlicher Partner bei der Wiedervernässung von Moorböden und bereit für den Dialog mit der Politik. Die vollständige Stellungnahme liegt zum Download bereit.

Die Stellungnahme des IVG nimmt vorweg, dass die grundsätzliche Linie der Weiterentwicklung der Industrie und dem damit einhergehenden reduzierten Einsatz von Torf in Substraten und Erden begrüßt und mitgetragen wird. „Dieser Prozess muss jedoch so realistisch ausgestaltet werden, dass zum einen die Industrie nicht überfordert wird und zum anderen die Versorgungssicherheit mit Substraten in einer ausreichenden Qualität gesichert ist“, so Philip Testroet, Referent Gartenbau und Umwelt beim IVG. Die Industrie möchte ihren Beitrag zur Reduktion bzw. Kompensation der verursachten Emissionen beitragen. Diese liegen, auf den reinen Abbau und die Nutzung von Torf bezogen, bei 0,13 bis maximal 0,27 Prozent aller gesamten deutschen Treibhausgasemissionen.

Der Verband nennt einige Kritikpunkte, an denen Korrekturbedarf beim Entwurf des Aktionsprogramms gesehen wird. Benötigt wird zum Beispiel eine ausreichende und auf Dauer angelegte Einbindung der Industrie. Ein politisch festgelegtes Ausstiegsdatum für die Verwendung von Torf in Erden und Substraten sollte nicht weiterverfolgt werden, da die Reduktionsgeschwindigkeit des Torfs von einer Vielzahl von Faktoren abhängig sei.

Es bedarf einer klaren Strategie und eines Zeitplans, um die Verfügbarkeit in ausreichenden Qualitäten von Torfersatzprodukten langfristig zu verbessern – eine Grundvoraussetzung für den Umstieg auf alternative Rohstoffe. Diese Strategie könnte neben der Evaluation und Anpassung bestimmter politischer Rahmenbedingungen auch die Überlegung umfassen, welche Stoffe in welchem Umfang und aus welcher Quelle bezogen werden können, um robuste Lieferketten zu garantieren. Dazu zählen sicherlich auch Paludikulturen, die, eine wirtschaftliche Wertschöpfungskette vorausgesetzt, einen Beitrag zur Erzeugung nachwachsender Rohstoff als Substratbasis leisten könnten.

Der im ANK formulierte Plan zur großflächigen Wiedervernässung entwässerter Moorböden wird ausdrücklich begrüßt. Dazu sollen kooperative und regional angepasste Lösungen auf dem Grundsatz der Freiwilligkeit entwickelt und unterstützt werden. „Die Substratindustrie bietet sich an, diesen Weg zu begleiten, als Teil der Lösung und nicht des Problems“, so Testroet. „Es liegen konkrete Vorschläge wie das NABU-IVG-Konzept vor, und wir sind gerne bereit, den schon häufig formulierten Ankündigungen zur Einbeziehung der Substratindustrie zu folgen und uns einzubringen“.

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Vorstandswahlen im Rahmen der IVG Jahrestagung

Düsseldorf, November 2022. Am 8. November 2022 fand im Maritim Hotel in Düsseldorf die Jahrestagung des Industrieverband Garten (IVG) e.V. statt. Rund 120 Mitglieder waren der Einladung gefolgt und nahmen an der Mitgliederversammlung und den anschließenden Sitzungen der Fachabteilungen teil. Auf der Agenda standen in diesem Jahr die Wahl des IVG Vorsitzenden, der stellvertretenden IVG Vorsitzenden sowie des IVG Schatzmeisters. Zudem wählte die Fachabteilung Pflanzenernährung, -gesundheit und -pflege (PEGP) eine neue stellvertretende Sprecherin.

Christoph Büscher, Chief Marketing Officer bei der Hauert HBG Dünger AG, wurde als IVG Vorsitzender bestätigt und wird somit dieses Amt für weitere vier Jahre ausüben. Gleiches gilt für den stellvertretenden Vorsitzenden Oliver Trappmann, Regional Director Central Europe der Compo GmbH. Andreas Epple, Bereichsleiter Marketing und Vertrieb bei der STIHL Vertriebszentrale AG & Co. KG, wurde ebenfalls zum stellvertretenden Vorsitzenden gewählt. Er löst Heribert Benteler (STIHL Vertriebszentrale AG & Co. KG) ab, der sein Amt niedergelegt hat, da er Ende 2022 in den Ruhestand geht. IVG Schatzmeister Dr. Hans-Ulrich Born, Geschäftsführer bei der AGLUKON Spezialdünger GmbH & Co. KG, wurde ebenfalls im Amt bestätigt. Er wird seine Amtszeit auf ein Jahr begrenzen, um 2023 nach 14 Jahren als IVG Schatzmeister den Staffelstab an eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger abzugeben.

Michaela Schmitten-Pittá neue stellvertretende Sprecherin
Die Mitglieder der Fachabteilung PEGP wählten Michaela Schmitten-Pittá, Leiterin der SBM Life Science GmbH, zu ihrer stellvertretenden Sprecherin. Der vorherige stellvertretende Sprecher der Fachabteilung, Hans-Martin Lohmann von der W. Neudorff GmbH KG, hat sein Amt niedergelegt, da er sich ebenfalls in den Ruhestand verabschiedet.

Im Rahmen der IVG Mitgliederversammlung dankten Vorstand und Geschäftsführung des Verbandes den beiden scheidenden Vorstandsmitgliedern, Heribert Benteler und Hans-Martin Lohmann, für die langjährige vertrauensvolle und erfolgreiche Zusammenarbeit.

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Rohstoffkrise: Gartenbau und Substratindustrie weisen auf Schwierigkeiten bei Torfminderung hin

Düsseldorf, November 2022. Die Lage an den Rohstoffmärkten ist erschütternd. Nachwachsende Rohstoffe wie Holz und Rinde sind im Bereich der Energiegewinnung gefragt wie nie. Das ist einer der Gründe, warum der Industrieverband Garten (IVG) e.V. zusammen mit anderen Verbänden der Grünen Branche in einem Positionspapier aktuelle Schwierigkeiten im Bereich der Torfminderung in Substraten darstellt, erläutert und Lösungswege aufzeigt. So soll die Politik auf die Herausforderungen in Gartenbau und Substartindustrie hingewiesen werden. Das vollständige Positionspapier liegt zum Download bereit.

In dem nun veröffentlichten Positionspapier werden die Versorgungssicherheit und Anforderungen des Gartenbaus an Substrate thematisiert. „Die Verfasser bekennen sich dazu, dass Torf ein verlässlicher, potenziell verfügbarer und regionaler Rohstoff ist, der verantwortlich gewonnen werden kann“, so Philip Testroet, Referent Gartenbau und Umwelt beim IVG. Auch geht es um die Versorgungssicherheit mit Champignondeckerden für die Pilzproduktion, für die es bisher keinen geeigneten Torfersatz auf dem Markt gibt. Ohne Torf werden der Gartenbau und die Substratindustrie auf absehbare Zeit nicht funktionieren, daher wird das Fehlen neuer Abbaugenehmigungen die Abhängigkeit von Torfimporten insbesondere aus Osteuropa weiter steigern.

Ein Wunsch an die Politik ist zudem eine Beratungskampagne für Anwenderinnen und Anwender von Blumenerden und Kultursubstraten sowie für Endkundinnen und Endkunden des Gartenbaus zur Aufklärung über die richtige Handhabung von Pflanzen in torfreduzierten bzw. torffreien Substraten. Um die Torfreduktion in Substraten weiter voranzubringen, wären zudem gesetzgeberische Rahmenbedingungen für torfreduzierte Erden anzupassen. Die Themen Moorschutz und Torfnutzung werden in der neuen Legislaturperiode in Niedersachsen eine hervorgehobene Rolle einnehmen. Im Interesse der Versorgungssicherheit der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln und Pflanzen sowie in Bezug auf Moorsanierungsmaßnahmen und die Reduzierung der Emissionen, bietet sich die Industrie als Gesprächspartner in der politischen Diskussion an.

Hintergrund:
Es sind schwierige Zeiten für den produzierenden Gartenbau wie für viele andere Branchen in Deutschland auch. Die aktuelle Wirtschaftslage und die Energiekrise sind nur zwei der Problemfelder. Dazu wünscht sich die Politik eine Veränderung der Substratzusammensetzung in Bezug auf den Torfgehalt in der Zeitschiene bis zum Jahr 2030, was aufgrund der Rohstoffknappheit ein ambitioniertes Unterfangen darstellt. Existenziell für Gartenbaubetriebe ist die Kultursicherheit: Substrate müssen ihren Zweck erfüllen und zum gewünschten, zuverlässigen Kulturergebnis führen. Der Gartenbau ist aufgrund der besonderen Eigenschaften auf Torf weiterhin angewiesen, da es innerhalb der Fristen des Torfausstiegsszenarios des Bundeslandwirtschaftsministeriums (BMEL) nicht möglich ist, genügend Ersatzstoffe in der erforderlichen Qualität und Menge zu beschaffen. Ein weitgehender Torfausstieg ist für die einzelnen Betriebe aktuell mit zu hohen Risiken behaftet.

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IVG Forum Gartenmarkt mit Programmänderung: Prof. Dr. Thomas de Maizière kommt für Gregor Gysi

Düsseldorf, November 2022. Am 9. November findet das 13. IVG Forum Gartenmarkt im Maritim Hotel in Düsseldorf unter dem Motto „Alles auf Grün?! – Die Branche zwischen Glücksspiel und Gartenglück“ statt. Da Gregor Gysi als Keynote-Speaker terminbedingt kurzfristig absagen musste, wird Prof. Dr. Thomas de Maizière, Bundesminister a.D., seinen Part übernehmen und einen Vortrag über die Herausforderungen und Perspektiven in der aktuellen Krise halten.

Thomas de Maizière blickt auf über 30 Jahre in der Politik zurück. Der überzeugte Christdemokrat bekleidet in dieser Zeit verschiedene politische Ämter in unterschiedlichen Landes- und Bundesregierungen. Der Wechsel in die Bundespolitik erfolgt, als ihn Angela Merkel 2005 zum Chef des Bundeskanzleramtes ernennt. Nach der Bundestagswahl 2009 wird de Maizière Bundesinnenminister und wechselt 2011 ins Amt des Bundesverteidigungsministers. Von 2013 bis 2018 bekleidet er erneut das Amt des Bundesinnenministers. Nach der Bundestagswahl 2017 scheidet de Maizière nach zwölf Jahren Verantwortung als Bundesminister aus der Bundesregierung aus. Wie kaum ein Zweiter kennt er die Lage Deutschlands und weiß sie in den internationalen Kontext zu stellen. Souverän spricht er zu Sicherheit, demographischer Entwicklung und gesellschaftlichen Strömungen in unserem Land.

Anmeldungen zum 13. IVG Forum Gartenmarkt noch möglich
Unter dem Motto „Alles auf Grün?! – Die Branche zwischen Glücksspiel und Gartenglück“ beleuchtet das 13. IVG Forum Gartenmarkt die Planbarkeit des Geschäfts in Krisenzeiten. Denn durch die Folgen der Coronapandemie und den völkerrechtswidrigen Krieg Russlands gegen die Ukraine erschweren Rohstoffmangel, gestörte Lieferketten und erhöhte Energiepreise die Situation für alle Marktteilnehmer. In ihren Vorträgen werden die eingeladenen Referentinnen und Referenten wichtige Fragen beantworten, die in herausfordernden Zeiten nicht nur die Grüne Branche, sondern die ganze Gesellschaft betreffen. Das gesamte Programm ist auf www.ivg.org/forum-gartenmarkt-2022 einzusehen. Interessierte können sich dort ebenfalls zur Veranstaltung anmelden. Am Vorabend, dem 8. November, treffen sich Handel und Industrie im Maritim Hotel zu einem Get-Together. Die Teilnahme daran ist in der Kongressgebühr enthalten. Die Veranstaltung findet in Kooperation mit dem Verband Deutscher Garten-Center (VDG), dem Handelsverband Heimwerken, Bauen und Garten (BHB) und dem Bundesverband Einzelhandelsgärtner (BVE) im Zentralverband Gartenbau statt.

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Deutscher Torf- und Humustag mit neuem Konzept und wieder in Präsenz

Düsseldorf, Oktober 2022. Rund 180 Vertreter der Erdenbranche kamen am 29. September 2022 ins Ammerland nach Bad Zwischenahn zum 56. Deutschen Torf- und Humustag (DTHT). Nach zweijähriger Pause konnte das Format, in dem sich nahezu alle Hersteller von Blumenerden und Kultursubstraten in Deutschland zusammengeschlossen haben, wieder als Präsenzveranstaltung stattfinden. Ausgerichtet wurde es vom Industrieverband Garten (IVG) e.V. „Wir sind sehr zufrieden mit den Besucherzahlen“, sagt Philip Testroet, Referent Gartenbau und Umwelt beim IVG. „Zudem freuen wir uns darüber, dass das neue Konzept von allen Teilnehmern sehr positiv aufgenommen wurde.“ Zu Beginn der Veranstaltung diskutierten Vertreter aus Politik und Industrie in einer Talkrunde über Torf, Rohstoffverfügbarkeiten und Kooperationsmöglichkeiten mit der Landwirtschaft. Danach erhielten acht Expertinnen und Experten im Rahmen eines sogenannten Science Slam die Möglichkeit, ihr Forschungsfeld zu präsentieren. Zudem stellten fachkundige Referentinnen und Referenten neue Entwicklungen im Bereich Torfersatzstoffe vor.

Nachdem Steffi Lemke, Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz, mit einer Videobotschaft die Gäste begrüßt hatte, wurde im Polit-Talk kontrovers über die Zukunft der Branche diskutiert. Zu Gast waren Professor Dr. Ludwig Theuvsen, Staatssekretär im Niedersächsischen Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Manfred Tannen, Vizepräsident Landvolk Niedersachsen Landesbauernverband e. V, Bernd Hofer, Hofer & Pautz GbR, sowie Ulrich von Glahn, Geschäftsführer Floragard Vertriebs-GmbH. Die Teilnehmer kamen unter anderem zu dem Schluss, dass es vielversprechende Gemeinsamkeiten zwischen Landwirtschaft und Substratindustrie gäbe und die Politik den Rahmen für erfolgreiche Kooperationen setzen müsste. Nach wie vor stehen beide Branchen allerdings vor großen Herausforderungen in Bezug auf die Moorschutzstrategie der Bundesregierung. Erkannt wurde auch ein Bedarf der Industrie an mehreren Millionen Kubikmetern Torfersatzstoffen. Diese könnten, die Wirtschaftlichkeit vorausgesetzt, auch aus der Kultur von Torfmoosen stammen.

Im Science Slam konnten dann acht Expertinnen und Experten innerhalb von zehn Minuten Themen aus ihrem Fachbereich vorstellen. Die Inhalte reichten dabei vom Torfersatz aus Rohrkolben und Torfmoos über die schnelle Moorrenaturierung mithilfe von Sphagnum Mikrosphären bis hin zum vermehrten Einsatz von landwirtschaftlichem Oberboden als Torfersatzstoff. Ein Gewinner wurde anschließend per Applaus durch das Publikum gewählt. Knapper Sieger war André Sradnick, Wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Leibniz-Institut für Gemüse- und Zierpflanzenbau (IGZ) e.V., mit seinem Vortrag „Eingemischt! Eine Abkürzung hin zu torfreduzierten Substraten im Gartenbau?“, bei dem es um das Mischungsverhältnis optimaler Substrate ging.

Neue Entwicklungen im Bereich Torfersatzstoffe im Fokus
Im Mittelpunkt des anschließenden Programmblocks stand das Thema Torfersatzstoffe. Als erste Referentin stellte Julia Ostrowski von der Meo Carbon Solutions GmbH die Entwicklung und Implementierung eines international ausgerichteten Zertifizierungssystems für Torfersatzstoffe vor. Anschließend erklärte Dr. Susanne Amberger-Ochsenbauer, Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf, wie man den Herausforderungen von steigenden Anteilen an Torfersatzstoffen in Kultursubstraten begegnen kann. Im letzten Vortrag ging Prof. Dr. Rudolf Ehwald von der WaldWieseHolz GmbH auf den Einsatz von Torfmoos bei der Vorkultur und Pflanzung von Stiel- und Traubeneichen mit Wurzelhüllen ein. Die Veranstaltung beendete Dr.-Ing. Herbert Theodor Propfe, Geschäftsführer der Propfe GmbH & Co. KG, mit seinem Impulsvortrag „Zeitenwende“, mit dem er einige Denkanstöße gab und zu einer lebhaften Diskussion zu den Veränderungen in der heutigen Zeit anregte.

Der nächste Deutsche Torf- und Humustag wird voraussichtlich am 21. September 2023 in der Wandelhalle in Bad Zwischenahn stattfinden.

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Engpässe bei Harnstoff: Die Krise am Düngemittelmarkt spitzt sich zu

Düsseldorf, September 2022. Aufgrund der immens steigenden Gas- und Energiekosten sehen sich die Hersteller von Düngemitteln mit nie dagewesenen Herausforderungen konfrontiert. Laut Einschätzungen des Industrieverband Garten (IVG) e.V. steuert der Markt auf dramatische Preissteigerungen und Engpässe zu. Insbesondere die Verfügbarkeit von Harnstoff – Grundstoff vieler Stickstoffdünger – ist derzeit für deutsche Produzenten stark eingeschränkt und finanziell kaum noch abbildbar.

Harnstoff wird in mehreren Prozessschritten aus Erdgas, Luft und Wasser gewonnen. Die gesamte Produktion benötigt enorm viel Strom und Erdgas. So machen allein die Erdgaspreise 90 Prozent der variablen Produktionskosten für Harnstoff aus. Als Folge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine und den damit einhergehenden explodierenden Gas- und Energiepreisen, mussten einige große Hersteller ihre Harnstoff-Produktion bereits einschränken oder sogar einstellen. Die Folge: Auf dem Markt kommt es zu einer drastischen Verknappung von Harnstoff.

Heimischen Düngemittelproduzenten fehlt wichtiger Rohstoff
„Die Situation für die Hersteller ist dramatisch, wir befinden uns in einer nie dagewesenen Krise“, so Robert Scheuß, Referent Gartenbau beim IVG. Es besteht das Risiko, dass durch die Produktionsrückgänge und -einschränkungen in näherer Zukunft kein Harnstoff mehr verfügbar ist, da auch die Lagerbestände der Düngemittelhersteller größtenteils bereits aufgebraucht sind. Noch erhältlicher Harnstoff wird entsprechend im Preis anziehen. Zum Vergleich: Seit 2019 hat sich der Harnstoffpreis versechsfacht. Darüber hinaus wird auch der Import von Harnstoff immer herausfordernder, da ausländische Hersteller überwiegend ihre Bestandskunden beliefern. „Die Existenz vieler heimischer Düngermittelhersteller ist gefährdet“, so Scheuß. Harnstoff ist mit rund 45 Prozent Stickstoffgehalt der wichtigste Grundstoff für die meisten mineralischen Stickstoff- und Mehrnährstoffdünger. Stickstoff wiederum ist ein Hauptnährelement und für das Pflanzenwachstum unentbehrlich. Gibt es keinen Harnstoff mehr aus heimischer Produktion, kann es schlimmstenfalls zu Versorgungsengpässen mit Düngemitteln kommen.

Appell an Handel und Politik
Diese angespannte Situation hat auch Auswirkungen auf den Handel, da die Hersteller mehr denn je Planungssicherheit benötigen. „Hierzu gehören auch flexible Lieferbedingungen und auskömmliche Preise, um das wirtschaftliche Bestehen der Düngemittelhersteller und so eine zuverlässige Versorgung der Konsumenten zu sichern“, sagt Scheuß. Eine dringende und schnelle Reaktion auf diese Krise seitens der Politik sei ebenfalls wichtig, um die Düngemittelproduktion und somit die Versorgung der Landwirtschaft und Gartenbaubetriebe mit notwendigen Düngemitteln aus hiesiger Produktion aufrecht zu erhalten.

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Appell der Branchenverbände HHG und IVG: Außergewöhnliche Zeiten erfordern gemeinsame Kompromisse von Herstellern und Handel

Düsseldorf/Köln, August 2022. Keine Entspannung in Sicht: Hinsichtlich der massiven Kostensteigerungen sowie anhaltender Rohstoffengpässe, denen sich Industrie und Handel weiterhin ausgesetzt sehen, plädieren der Herstellerverband Haus & Garten (HHG) und der Industrieverband Garten (IVG) e.V. an alle Marktbeteiligte, sich solidarisch den außergewöhnlichen Herausforderungen zu stellen. Darüber hinaus warnen die Verbände wegen der ohnehin angespannten Lage im Markt seit Pandemie und Ukrainekrieg vor deutlichen Engpässen bei der Warenversorgung – insbesondere im ersten Quartal des kommenden Jahres. Mit Blick darauf sei es unabdingbar, dass die Branche partnerschaftliche Lösungen findet. Hierzu gehören auch flexible Lieferbedingungen und auskömmliche Preise, um das wirtschaftliche Bestehen der Hersteller und so eine zuverlässige Versorgung der Konsumenten mit Bau-, Heimwerk- und Gartenbedarfsartikeln über ihre gewohnten Distributionswege zu sichern.

Die seit Monaten anhaltenden massiv gestörten Lieferketten wirken sich weiterhin auf die Preisgestaltungen der Hersteller aus. Viele Unternehmen haben ihre Beschaffungsstrategien an die herausfordernde Situation angepasst. Dort, wo zugekaufte Rohmaterialien fehlen, bemüht sich die Industrie, technische Alternativen und neue Zulieferer zu finden und setzt ihre Anstrengungen fort, die Produktion auf hohem Niveau sowie die Kosten im Rahmen zu halten. Dennoch geht es bei vielen Marktbegleitern ums wirtschaftliche Überleben.

Die Preissteigerungen sind nicht nur bei Erdgas, Erdöl und Strom zu spüren, sondern auch bei vielen Rohstoffen und Rohmaterialien wie Metallprodukten und chemischen Erzeugnissen. Allein im Juni 2022 sind die Erzeugerpreise für Mineralölerzeugnisse im Vergleich zum Vorjahr um 41,8 Prozent gestiegen, die Preise für chemische Erzeugnisse stiegen um 28,5 Prozent, bei Metallen waren es 24,1 Prozent und bei Metallerzeugnissen 15,9 Prozent. Besonders hohe Preissteigerungen gab es mit 100,4 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat bei Düngemitteln und Stickstoffverbindungen (Quelle: Statistisches Bundesamt). Angesichts dieser Entwicklung und der Tatsache, dass bisher kein Ende absehbar ist, sind pragmatische Lösungen und gegenseitiges Verständnis gefordert. „Insbesondere mit Blick auf den Herbst und damit verbundene Unsicherheiten bei der Gasversorgung ist es enorm wichtig, dass die Branche zusammenhält. Egal, ob Zulieferer, Hersteller oder Händler – jetzt ist nicht die richtige Zeit für Muskelspiele“, sagt Anna Hackstein, IVG-Geschäftsführerin. Letztendlich stünde für alle Marktteilnehmer die Wirtschaftlichkeit im Fokus und diese ließe sich langfristig nur sicherstellen, wenn Flexibilität und eine Bereitschaft für außergewöhnliche Maßnahmen mit am Verhandlungstisch säßen. Deshalb appellieren die Verbände an Handel und Industrie gleichermaßen, Kosteneinsparungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu prüfen.

Unterstützung wünschen sich die Verbände darüber hinaus vonseiten der Politik: „Auch wenn unsere Industrie nicht an der Spitze der Prioritätenliste der Gaszufuhr steht, so wäre eine Unterstützung bei der Bewältigung der Folgen und notwendigen Anpassungen immens wichtig. Es ist davon auszugehen, dass auf die Hersteller zusätzlich zu den aktuellen Belastungen weitere notwendige Investitionen zukommen“, so Norbert Lindemann, HHG Geschäftsführer.

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Torf mit großer Bedeutung für Nahrungsmittelproduktion im In- und Ausland

Düsseldorf, Juli 2022. Die Bundesregierung weist in ihrer Antwort auf eine Kleine Anfrage der CDU/CSU-Fraktion zur Torfnutzung und zum Moorschutz darauf hin, dass der Gartenbau aufgrund der besonderen Eigenschaften auf Torf angewiesen sei. Eine Aussage, die der Industrieverband Garten (IVG) e.V. im Namen der Substratbranche ausdrücklich begrüßt. Kritisch sieht der Verband dagegen die Angaben zum Selbstversorgungsgrad Deutschlands.

Die Bundesregierung führt in ihrer Antwort (Drucksache 20/1276) auf die Kleine Anfrage (20/1102) aus, dass der Selbstversorgungsgrad für Obst im Jahr 2010 18 Prozent und für Gemüse 35 Prozent betrug. Im Jahr 2020 wurde durch die inländische Erzeugung ein Selbstversorgungsgrad für Obst von 20 Prozent und für Gemüse von 35 Prozent erreicht. Dieser niedrige Selbstversorgungsgrad wird in erster Linie damit begründet, dass Verbraucherinnen und Verbraucher eine hohe Präferenz für frisches Obst und Gemüse hätten, das aus subtropischen und tropischen Klimazonen stamme oder in anderen klimatisch ähnlichen Zonen der Europäischen Union erzeugt werde. „Diese Begründung erscheint abwegig, wenn im nächsten Satz unter den wichtigsten Gemüseproduzenten auch die Niederlande und Polen aufgezählt werden, die bekanntlich in der gleichen Klimazone wie Deutschland liegen“, so Philip Testroet, Referent Gartenbau und Umwelt beim IVG.

Deutschland importiert derzeit viele Nahrungsmittel, die vielerorts mit den hier hergestellten Substraten angebaut werden. So lag laut IVG-Statistik der Export von torfhaltigen Kultursubstraten im Jahr 2021 bei über 4,3 Millionen m3. Denn beim Anbau von Nahrungsmitteln kommt Torf nach wie vor eine sehr große Bedeutung zu: So findet die Jungpflanzenaufzucht fast immer in Torfsubstraten statt. Diese Setzlinge werden dann später in anderen torfreduzierten Substraten oder im Freiland weiterkultiviert. So sorgt Torf trotz eines geringeren Einsatzes für eine ausreichende Versorgung mit Obst und Gemüse. Nach Ansicht des IVG sollte dieses aber in Zukunft vermehrt regional angebaut werden. „Wir sind der Auffassung, dass ein höherer Selbstversorgungsgrad in Deutschland erreicht werden kann“, so Testroet. „Hierfür müssten nur die Rahmenbedingungen entsprechend angepasst werden.“

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Pflanzen sind die Grundlage für klimaangepasste, lebenswerte Städte

Düsseldorf, Juli 2022. Am 22. Juni trafen sich die Mitglieder der Fachabteilung Lebendes Grün des Industrieverband Garten (IVG) e.V. zum Workshop „Nachhaltigkeit Pflanze“ in Köln. Im Fokus der Veranstaltung stand die Frage, was Pflanzen Positives zur Klimawandelanpassung in Städten beitragen und wie Unternehmen aus der Branche ihren eigenen CO2-Fußabdruck messen beziehungsweise beeinflussen können. Die Teilnehmer des Workshops und die vortragenden Experten waren sich im Ergebnis einig, dass der grünen Infrastruktur und damit auch den pflanzenproduzierenden Unternehmen eine bedeutende Rolle zukommt. Wunsch der Firmen ist es, die benötigte Unterstützung und Anerkennung zu erhalten, um auch in Zukunft in Deutschland produzieren zu können. Zudem sind die Unternehmen bereit ihren Teil beizutragen, die firmeninterne CO2-Bilanz zu bemessen und darstellen zu lassen.

Lebendes Grün beeinflusst die Gesundheit und das Wohlbefinden der Bevölkerung positiv, es verbessert das Wohnumfeld und wertet Quartiere auf. Grüne und blaue Infrastrukturen sind zentral für die Klimawandelanpassung, denn sie regulieren die Temperatur und beugen Überflutungen vor. Auch dienen sie als Lebensräume für Tiere und Pflanzen und helfen so der Biodiversität in den urbanen Räumen. Diese Multifunktionalität ist essenziell für nachhaltig gestaltete und damit lebenswerte und zukunftsfähige Städte und Regionen in Deutschland und Europa. In diesem Zusammenhang kommt gerade den hiesigen Baumschulen und Gartenbaubetrieben eine große Systemrelevanz zu. Denn mit ihrer täglichen Arbeit produzieren sie lebende Pflanzen, welche die Grundlage für grüne, dem Klimawandel angepasste Städte bilden. „Pflanzen in der Stadt sind nicht nur eine schöne Dekoration, sondern in erster Linie notwendig für lebenswerte Städte und Gemeinden“, erklärt Philip Testroet, Referent Gartenbau und Umwelt beim IVG.

Kommunen, Planer und Investoren haben bei der Konzeption nachhaltiger Städte eine große Verantwortung. Aber auch jede Gartenbesitzerin und jeder Gartenbesitzer kann bei der Gestaltung des eigenen Grundstücks mithelfen. Wenn es irgendwie möglich ist, sollten Schottergärten – sogenannte Gärten des Grauens – vermieden werden. Dach- und Fassadenbegrünungen können auch für Privathäuser interessant sein, wenn es zum Beispiel um die Reduzierung der Niederschlagswassergebühren geht oder darum das Mikroklima rund um das Gebäude zu verbessern. „In diesem Zusammenhang möchten wir dafür sensibilisieren, dass Pflanzen in der Stadt als echter Mehrwert und notwendige Investition in die Zukunft betrachtet werden“, sagt Testroet. „Die produzierenden Betriebe sollten von der Politik keine Steine in den Weg gelegt bekommen, zum Beispiel in Bezug auf die Erweiterung der Produktionsflächen“, so Testroet. Außerdem müssten die Betriebe mit explodierenden Produktionskosten umgehen und es sei an der Zeit zu überlegen, wie die gesellschaftliche Bedeutung honoriert werden kann.

Hintergrund: Die Fachabteilung „Lebendes Grün“ (LG) ist seit ihrer Gründung ein fester Bestandteil des Verbandes und eine wichtige Plattform für führende Hersteller von Pflanzen und Saatgut. Die Mitgliedsunternehmen in dieser Fachabteilung sind Hersteller mit innovativen Sortimenten, die ihre Produkte als Marke vertreiben oder innovative Neuzüchtungen mit einem speziellen Zusatznutzen entwickeln.

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Lage am Düngemittelmarkt weiterhin angespannt

Düsseldorf, Juli 2022. Am Markt für Düngemittel haben einzelne Rohstoffe in den letzten Wochen kleinere Preisrückgänge verzeichnet. Daher wird teilweise bereits von einer Entspannung am Markt gesprochen. Laut einer Umfrage des Industrieverband Garten (IVG) e.V. unter seinen Mitgliedern der Fachabteilung Pflanzenernährung, -gesundheit und -pflege (PEGP) kann davon allerdings keinesfalls die Rede sein. Die Situation bleibe weiterhin angespannt und der IVG rechnet nicht mit mittelfristigen Preisrückgängen. Verantwortlich hierfür ist vor allem der hohe Preis für Gas, das für die Stickstoffproduktion notwendig ist. Hier hat es im Frühjahr 2022 bereits vorübergehende Produktionseinstellungen gegeben, was aufgrund der angespannten Lage bei Gas auch für die nähere Zukunft nicht auszuschließen ist.

Laut der Umfrage ist auch weiterhin mit Rohstoffengpässen und Lieferproblemen zu rechnen, nachdem sich Nationen mit großem Anteil am Weltmarkt wie Russland, China, die Ukraine und Belarus während der Corona-Pandemie ihre Rohstoffexporte eingeschränkt hatten oder jetzt aus Sanktionsgründen nicht mehr liefern. Zudem gibt es seit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine eine nicht dagewesene Verknappung der Rohstoffverfügbarkeit. Besonders schwer trifft es hierbei mineralische Dünger wie Stickstoff, Kali und Phosphat sowie organische Dünger wie Hornspäne und weitere Nebenprodukte aus der Landwirtschaft. So haben sich die Kosten für Harnstoff für die Mitgliedsfirmen des IVG seit April 2021 bis zu 50 Prozent erhöht. Ähnliche Entwicklungen zeigen auch die wichtigsten Rohstoffe für Kalium- und Phosphor-Nährstoffe mit einem Plus von circa 65 beziehungsweise 100 Prozent. Bei Fertigprodukten wie Flüssigdünger im Hobbybereich sind die Rohstoffe seit Januar 2022 rund 20 Prozent im Preis gestiegen, sodass die Teuerung seit nur drei Quartalen rund 55 Prozent beträgt. Gleichzeitig steigt weiterhin die globale Nachfrage nach den benötigten Rohstoffen. Auch wichtige Komponenten von gartenbaulich genutzten Düngern wie zum Beispiel Chelate und spezielle Nebenprodukte aus der Ölindustrie sind nicht mehr in dem Maße verfügbar wie vor der Krise. Wenn einzelne Komponenten von Mischdüngern nicht lieferfähig sind, können spezielle, hochwertige Komplexdünger nicht produziert werden. Das hat zur Folge, dass alternative Komplexdünger an Gartenbaubetriebe verkauft werden müssen. „Durch die Verwendung einer minimal abweichenden Düngerzusammensetzung kann es dazu führen, dass die Produktion in gärtnerischen Betrieben dementsprechend umgestellt werden muss“, sagt Robert Scheuß, Referent Gartenbau beim IVG. „Dies führt zu einem hohen Beratungsaufwand seitens der Düngerhersteller.“

Weitere Faktoren erschweren die Lage der Unternehmen
Neben den Rohstoffen werden auch Paletten und Verpackungen knapp, sodass auch in diesem Bereich die Kosten stark angestiegen sind. Seit Corona bestehende Lieferverzögerungen werden durch die aktuelle geopolitische Lage weiter verstärkt, da viele Speditionen russische oder ukrainische Fahrer eingesetzt hatten, die nun fehlen. Zudem werden die Unternehmen weiterhin durch coronabedingten Personalausfall belastet. Darüber hinaus geben stündlich schwankende Preise den Unternehmen keine Planungssicherheit und viele Betriebe haben keine geeigneten Lagermöglichkeiten für die Rohstoffe, sodass überwiegend „Just-in-Time“ zugekauft und produziert wird.

Mit weiteren Preiserhöhungen ist zu rechnen
Die letzten Kostensteigerungen wurden in der laufenden Gartensaison besonders im Consumer-Bereich nur teilweise an die Kunden weitergegeben. „Neben den bisherigen Preissteigerungen ist es sehr wahrscheinlich, dass weitere Preiserhöhungen folgen werden“, so Scheuß. Durch den anhaltenden Überfall Russlands auf die Ukraine und den weiterhin negativen Entwicklungen im Energiesektor rechnen die Unternehmen laut Umfrage mit weiteren Kosten- und Preissteigerungen und noch schwerwiegenderen Engpässen in der Verfügbarkeit von Rohstoffen und somit von Düngemitteln.

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